Zu gut für die Tonne

In der englischen Stadt Milton Keynes, 90 Kilometer nordwestlich von London, bewahrt eine Initiative essbare Lebensmittel, die nicht mehr verkäuflich sind, vor dem Abfall – und verteilt sie an Bedürftige. Bosch eBike Systems unterstützt das soziale Projekt.

Zu gut für die Tonne

In der englischen Stadt Milton Keynes, 90 Kilometer nordwestlich von London, bewahrt eine Initiative essbare Lebensmittel, die nicht mehr verkäuflich sind, vor dem Abfall – und verteilt sie an Bedürftige. Bosch eBike Systems unterstützt das soziale Projekt.

Neue Städte haben viele Vorteile – wenn sie gut geplant sind. Milton Keynes, knapp 90 Kilometer nordwestlich von London, ist so eine Stadt: erst 54 Jahre alt, mit vielen Kreisverkehren, sehr vielen Parkanlagen, 22 Millionen Bäumen und einem dichten Fahrradwegenetz.

Lieferdienst bis zur Haustür: Menschen, die nicht aus dem Haus können, bekommen die Lebensmittel von Food Connect gebracht.

Wenn Ritchie Dixon mit seinem elektrisch angetriebenen Lastenrad durch Milton Keynes fährt, um gerettete Lebensmittel aus den Supermärkten an Community-Kühlschränke auszuliefern, sieht er viel Grün. „Ich höre den Vögeln zu, den raschelnden Bäumen, ich rieche die Blumen und halte manchmal an, um interessierten Menschen zu erzählen, was ich gerade tue“, sagt er.

Ritchie Dixon ist Fahrer für das Hubbub-Pilot-Projekt Food Connect, und er liebt seinen Job. Als ehemaliger Sozialarbeiter freut sich der 53-jährige Familienvater, etwas für die Menschen in Milton Keynes tun zu können. Es begeistert ihn zu sehen, wie leicht sich sein eCargobike auch vollbeladen bewegen lässt. eCargobikes können bis zu 250 Kilogramm transportieren, im Durchschnitt befördert Dixon rund 100 Kilo. Damit er immer den Weg findet und die Lebensmittel die richtigen Personen erreichen, folgt er den Navigationshinweisen seines Nyon Displays am Lenker. „Das hat mich noch nie im Stich gelassen“, sagt er, „die Leute können sich darauf verlassen, dass ich zu ihnen komme.“

Er arbeitet für Food Connect, eine Initiative zur Rettung und Umverteilung von Lebensmitteln, die von der Londoner Wohltätigkeitsorganisation Hub- bub gegründet wurde. Unterstützt von Bosch eBike Systems nutzt Food Connect drei eCargobikes mit Bosch-Antrieb und einen elektrischen Lieferwagen, um die Lebensmittel in Milton Keynes klimaschonend abzuholen und weiterzuverteilen.

Im Kampf gegen Lebensmittelverschwendung

Retten statt verschwenden – nach diesem Prinzip sind in den vergangenen Jahren überall auf der Welt Initiativen entstanden, um einem globalen Problem den Kampf anzusagen: 1,6 Milliarden Tonnen – rund ein Drittel aller weltweit für den menschlichen Verzehr produzierten Lebensmittel – landen nach Schätzung der Vereinten Nationen jährlich im Müll. Mit dramatischen Folgen für Landverbrauch, Wasserressourcen und den Ausstoß von Kohlendioxid. Die Lebensmittelveschwendung ist laut UN verantwortlich für acht Prozent der Emissionen weltweit.

Die Pandemie hat das Problem noch verschärft, auch in Milton Keynes. Während des nationalen Lockdowns im Sommer 2020 rettete Food Connect mehr als 21 Tonnen Lebensmittel vor dem Wegwerfen. Zum größten Teil sind dies nicht mehr verkäufliche, aber einwandfreie Produkte mit abgelaufenem Mindesthaltbarkeitsdatum oder Obst und Gemüse mit kleineren Schönheitsfehlern.

In vielen Städten des Vereinigten Königreichs werden diese Lebensmittel in Community-Kühlschränken gelagert, sogenannten „Food Hubs“, die Teil von Hubbubs Netzwerk an Community-Kühlschränken sind, aus denen sich jeder Bürger bedienen kann. Dabei helfen Freiwillige bei der Bereitstellung der Lebensmittel. Sie alle arbeiten genauso gewissenhaft und sicher wie die Supermärkte, aus denen die Waren kommen. Einmal am Tag darf jeder, der an den Community-Kühlschrank geht, bis zu zehn Produkte pro Person herausnehmen und sie mit Freunden oder Bekannten teilen.

Rettungsbote: Fahrer Ritchie Dixon auf dem Weg mit dem Lastenrad, um Lebensmittel an Bedürftige zu liefern.

Schnell und wirksam

Nachhaltigkeitsprofi: Helen Innes, Projektleiterin von Food Connect.

„Seit Food Connect die Lebensmittel an die Community-Kühlschränke liefert, können die Leute auch sicher sein, dass immer etwas da ist, wenn sie kommen“, sagt Helen Innes, die das Pilotprojekt in Milton Keynes im Auftrag von Hubbub leitet. „Es ist ein sehr gutes Modell, um auf schnellstem Weg sehr viele Lebensmittel zu teilen, die sonst entsorgt worden wären.“ 77500 Menschen wurden bisher auf diese Weise unterstützt, viele kommen regelmäßig. Food Connect kümmert sich um die Logistik, die dahintersteckt, die abgelaufenen Lebensmittel zu sammeln und unverzüglich über das Netzwerk von Community-Kühlschränken an interessierte Menschen weiterzugeben. „Wir haben nicht viel Zeit“, sagt Helen Innes, „die eCargobikes bringen uns schnell von A nach B, so bleiben die Lebensmittel frisch, und die Kühlkette wird nicht unterbrochen."

Das eBike erweist sich nicht nur als schnellstes Transportmittel auf Strecken bis zehn Kilometer. Es trägt auch zur Entlastung der Umwelt bei. So hinterlässt ein eCargobike mit Dual Battery für einen Weg von zehn Kilometern gerade mal 30 g CO2. Die durchschnittliche Emission eines Autos liegt für die gleiche Strecke bei 1130 g CO2.

Gut und grün – nach diesem Prinzip soll das Projekt nach erfolgreicher Pilotphase weiter ausgebaut werden. Die Fahrer bekommen ein Gehalt, der Service soll sich zu einem Unternehmen entwickeln, das Einkommen generiert – mit dem Ziel, umweltfreundliche Arbeitsplätze zu schaffen.

Helen Innes ist zuversichtlich, dass Food Connect in der Stadt eine Zukunft hat: „Die Brücken, die wir in der letzten Zeit zu vielen Unternehmen in der Stadt geschlagen haben, sind tragfähig, das können wir nutzen, um Food Connect weiterzuentwickeln.“ Eine vielversprechende Perspektive – und ein Modell nicht nur für Städte in Großbritannien.